Thomas Piketty, einer der führenden Ökonomen auf dem Gebiet der Ungleichheitsforschung, unterstreicht die Bedeutung des Reichtums bei der Analyse der Ungleichheit. In seinem Buch “Das Kapital im 21. Jahrhundert” erklärt er, dass der Kapitalismus, wenn er sich selbst überlassen wird, die wirtschaftliche Ungleichheit verstärkt, da das Wachstum der Kapitalrendite in der Regel über der Rate des Wirtschaftswachstum liegt, was zu einer Konzentration des Reichtums führt. In seiner historischen Analyse der Ungleichheit in verschiedenen Ländern kommt er zu dem Schluss, dass die wirtschaftliche Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten in den westlichen Gesellschaften zugenommen hat, was wiederum die soziale und wirtschaftliche Instabilität erhöht hat.21 Vermögen ist in den meisten Fällen ungleicher verteilt als Einkommen. Vor dem Ersten Weltkrieg besaßen 10% der europäischen Bevölkerung etwa 90% des Reichtums, vor allem Grundbesitz und Finanzanlagen. Diese Werte gingen bis in die 1970er Jahre zurück, um danach wieder anzusteigen. In den Vereinigten Staaten, China und Russland war der Anstieg der Vermögensungleichheit in den letzten Jahrzehnten sogar noch dramatischer als in Europa.22
