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Lektion 2, Thema 3
In Progress

Einkommensungleichheit innerhalb von Ländern und Regionen

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Nachdem wir uns mit der globalen Ungleichheit befasst haben, wollen wir uns nun den Ungleichheiten innerhalb der Länder sowie ihrer Entwicklung zuwenden. Die folgende Grafik zeigt den Gini-Koeffizienten der Einkommensungleichheit in den OECD-Ländern.17 Die Einkommensverteilung innerhalb der verschiedenen Länder ist sehr unterschiedlich: die Ungleichheit ist in der Tschechischen Republik, Island und Norwegen am geringsten, wohingegen das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten und Chile eine sehr ungleiche Einkommensverteilung aufweisen. 

Die folgende Abbildung zeigt die Einkommensungleichheit in verschiedenen Weltregionen. Die Ungleichheit variiert erheblich zwischen der Region mit der größten Gleichheit (Europa) und den Regionen mit der größten Ungleichheit (Naher Osten und Nordafrika, d.h. MENA). In Europa liegt der Einkommensanteil der obersten 10% bei etwa 36%, während er in MENA 58% erreicht.18

Nahezu überall hat die Einkommensungleichheit in den letzten Jahrzehnten zugenommen, allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Dies zeigt, dass nationale Institutionen und Politiken wichtig sind. Die folgende Abbildung zeigt, dass die Ungleichheit in Nordamerika, Russland, China und Indien stark gestiegen ist, während sie in Europa etwas moderater zugenommen hat. In Ländern und Regionen mit extrem hoher Ungleichheit, wie Brasilien und Subsahara-Afrika, ist die Ungleichheit relativ stabil geblieben.19 

Eine zentrale Ursache für die zunehmende Einkommensungleichheit ist das veränderte Kräfteverhältnis zwischen Arbeit und Kapital in einer offenen Weltwirtschaft. Kapital ist von Natur aus mobiler als Arbeit, was die Verhandlungsmacht von Lohnabhängigen einschränkt: Ein großer Teil des Finanzkapitals kann im Bruchteil einer Sekunde “wandern”, während die Mobilität der Beschäftigten durch nationale Grenzen, aber auch durch soziale Faktoren wie Familie, Beziehungen und möglicherweise ein Eigenheim begrenzt ist. Seit den 1980er Jahren wurden die globalen Finanzströme und der Welthandel dereguliert, ein Paradigmenwechsel, der oft als “Washington-Konsens” bezeichnet wird. Seitdem haben viele Gewerkschaften an Macht verloren, und die Lohnquote (der Anteil des Arbeitseinkommens am Volkseinkommen) ist in den meisten Industrieländern gesunken, während der Anteil des Kapitaleinkommens gestiegen ist. Aus Angst vor Standortverlagerungen sank der durchschnittliche gesetzliche Körperschaftsteuersatz weltweit von 49 % (1985) auf 24 % (2018).20

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