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Modernes Geld – Der Staat macht es möglich

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Was sind die großen Vorteile von Fiatgeld? Und was sind die Grenzen?

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Natürlich kann Fiatgeld keine Wunder bewirken. Nur weil ein Staat unbegrenzt Geld herstellen kann, bedeutet das nicht, dass er sich alles leisten und jedes Projekt realisieren kann. Ein Staat kann mit seiner eigenen Währung nur die Ressourcen kaufen und nutzbar machen, die es in seinem Land tatsächlich gibt. Wenn es zum Beispiel keine Bauwirtschaft und keine ausgebildeten Lehrer:innen gibt, dann wird der Staat schnell an seine Grenzen kommen, wenn es darum geht, neue Schulen zu bauen und zu betreiben. Das bedeutet: die tatsächlich im Land verfügbaren Ressourcen sind die Grenze, nicht die eigene Währung. Wenn der Staat mehr Geld schöpft als es Ressourcen gibt, wird er nur Inflation erzeugen. Auf der anderen Seite gilt: solange es noch ungenutzte Ressourcen gibt, kann der Staat Geld schöpfen, um sie zu aktivieren. Das gilt auch für ungenutzte Arbeitskraft, die der Staat bezahlen und zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen kann.

Wenn es darum geht, Produkte aus dem Ausland zu kaufen, werden die Dinge komplizierter, da ein Staat nur den inneren Wert seiner Fiat-Währung durch Besteuerung garantieren kann. Der Außenwert einer Währung hängt dagegen von verschiedenen Faktoren ab, der wichtigste ist jedoch der Export. Und ein Land mit ausreichend Export kann mit der erwirtschafteten Währung Produkte kaufen, die es nicht selbst herstellen kann. Im Gegensatz dazu wird ein armes Land mit wenig Export in Schwierigkeiten geraten, wenn es Produkte importieren muss. Es kann die Devisen nicht durch den Export verdienen und seine eigene nationale Währung wird einen niedrigen Wechselkurs und wenig internationale Kaufkraft haben. Daher könnte es sich gezwungen sehen, Währungen wie Dollar oder Euro von ausländischen Kreditgebern zu leihen, um notwendige Produkte zu importieren. In diesem Fall wird der Staat Auslandsschulden in einer Fremdwährung haben. Und nun gilt das, was in diesem Artikel über Fiat-Währungen und Staatsschulden gesagt wird, nicht mehr. Ein Staat mit Schulden in Fremdwährung wird zu einem gewöhnlichen Schuldner, der von seinen Gläubigern abhängig ist, denn nun schuldet er eine Währung, die seine Zentralbank nicht erzeugen kann. Man muss daher unbedingt zwischen Schulden in der eigenen Landeswährung und Schulden in Fremdwährung unterscheiden, da diese beiden in ihrer Wirkung absolut nicht vergleichbar sind. Wenn man die Schuldenkrisen der letzten Jahrzehnte analysieren, wird man fast immer feststellen, dass Schulden in Fremdwährung dahinterstehen. Oder im Falle Griechenlands: um die neue Konstruktion der Eurozone, die sich noch nicht entschieden hatte, wie sie ihre eigenen Mitgliedsländer behandeln will: als Ausland oder als Teil eines gemeinsamen Währungsraums, für den die Zentralbank ihr Fiatgeld-Privileg unbegrenzt nutzen wird.

Fiatgeld wird die bestehenden globalen Ungleichgewichte und Abhängigkeiten der ärmeren Länder nicht lösen. Um die globale Ungerechtigkeit langfristig zu beseitigen, wäre eine andere internationale Handelsordnung notwendig. Sie müsste es dem globalen Süden erlauben, die eigenen Volkswirtschaften zu schützen und zu entwickeln. Und sie müsste regelmäßige Exportüberschüsse verhindern, als die unvermeidliche andere Hälfte der globalen Schuldenkrise. Denn wenn es um die Bilanzierung auf der Makroebene geht, sind die Handelsüberschüsse eines Landes zwangsläufig und per Definition die Handelsdefizite (mindestens) eines anderen Landes, wobei das eine Land seine Nettoersparnis und das andere (die anderen) seine Nettoverschuldung erhöht. Die MMT-Analyse kann helfen, dies zu verstehen, ebenso wie die gefährliche Natur von Schulden in Fremdwährung. Und im besten Fall kann MMT ärmere Länder ermutigen, ihren Inlandsmarkt und ihren eigenen Zyklus aus Geldschöpfung, Staatsausgaben und Besteuerung zu stärken und die eigenen Ressourcen, einschließlich unbeschäftigter Arbeitskräfte, für das Land nutzbar zu machen.

Um das Schema einfach zu halten, lassen wir im Folgenden den dritten Sektor Ausland weg und konzentrieren uns auf die Beziehung zwischen dem Staat und dem privaten Sektor. Wobei wir mit dem einfachen Fall einer nationalen Währung beginnen, um uns dann den komplexeren Fall, die supra-nationale Währung Euro anzusehen. Zunächst aber werden wir uns damit beschäftigen, was es bedeutet, in einem zweistufigen Geldsystem zu leben.

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