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Modernes Geld – Der Staat macht es möglich

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Lektion 2, Thema 14
In Progress

Was sagt eigentlich die neoklassische Konkurrenz? Und wieso macht Kreditgeld einen so großen Unterschied?

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In den Ökonomie-Lehrbüchern stehen meist noch Geld-Modelle der neoklassischen Theorie. So werden zum Beispiel immer noch „Banken als Finanzintermediäre“ beschrieben und die Formel des „Geldschöpfungsmultiplikator“ gelehrt – obwohl die Zentralbanken inzwischen beiden Konzepten explizit widersprechen und erklären, dass sie mit der Bilanzierung und der Praxis im Bankensystem nicht übereinstimmen.

Bei der Vorstellung von „Banken als Finanzintermediären“ wird angenommen, dass Banken fremdes Spargeld an Kreditnehmer weiterverleihen. Banken würden das Geld also nur dorthin umleiten, wo es gebraucht wird. Dadurch wird Geld zu einer Ware wie jede andere, die angeboten und nachgefragt wird und so ihren Preis bekommt (den Zins). Mit dieser Prämisse kann die neoklassische Theorie auch davon ausgehen, dass Geld „neutral“ sei, also keine eigenständigen Wirkungen hervorruft und insbesondere Konsum und Arbeitslosigkeit gar nicht beeinflusst. Gleichzeitig betont diese Theorie die Wichtigkeit des Sparens. Erst muss jemand sparen, damit überhaupt jemand investieren kann. Mit dieser Vorstellung von Geld lässt sich z.B. Austeritätspolitik begründen und die Vorstellung, dass ein Staat sich „gesund sparen“ könnte.

Der Geldschöpfungsmultiplikator wiederum ist eine Formel, mit der man berechnen können soll, wie stark die Banken Geld vermehren können, indem sie Spargeld weiterverleihen. Die Möglichkeit das Spargeld zu multiplizieren, würde nach dieser Formel vom Angebot an Zentralbankgeld bestimmt und begrenzt werden. Das hieße, dass die Giralgeldmenge von der Zentralbank kontrolliert werden könnte und nicht abhängig wäre von realwirtschaftlicher Nachfrage. Tatsächlich können die Zentralbanken die Giralgeldmenge aber nicht über ihr Zentralbankgeld steuern oder sogar kontrollieren. Es ist sogar umgekehrt: die Ausweitung der Giralgeldmenge durch die Banken und deren Nachfrage nach Zentralbankgeld, lässt die Zentralbankgeldmenge steigen. Die Banken sind zwar abhängig von der Zentralbank, weil sie immer deren Zentralbankgeld brauchen – gleichzeitig kann die Zentralbank es ihnen aber nach einer ordnungsgemäßen Kreditvergabe nicht verweigern. Sie kann nur extern den Leitzins setzen (der daher kein Marktpreis für Geld ist) und versuchen so indirekt die Ausweitung der Giralgeldschöpfung zu bremsen. (Siehe Deutsche Bundesbank Monatsbericht April 2017, Seite 15-32).

Diese Fragen wirken zunächst abstrakt und technisch. Sie haben aber weitreichende Implikationen. Denn wenn man das Geld der Banken – wie in diesem Text dargestellt – als reines Kreditgeld versteht, dann bedeutet das, dass nicht erst gespart werden muss, weil die Investition durch Kredit finanziert werden kann. Auf diese Weise entsteht auch Nachfrage und die Ersparnis Dritter, die es sonst nicht gegeben hätte. Das Kreditgeld der Banken ist somit alles andere als neutral, es ermöglicht in guten Zeiten Dynamik und Wachstum. Weil seine Produktion aber von der Nachfrage nach Krediten abhängig ist, ist es auch extrem krisenanfällig. Denn im Moment der Krise will niemand mehr einen Kredit haben – und selbst wenn, wird die Bank ihn wegen schlechter Rückzahlungsprognosen nicht bewilligen. Stattdessen werden vermehrt Kredite zurückgezahlt. Das bedeutet aber, dass Geldmenge und Nachfrage weiter sinken. Kreditgeld braucht Gewinne und wirkt damit prozyklisch. In der Krise ist Kreditgeld ein Teil des Problems und kann bei der Lösung nicht helfen. Und auch ein Leitzins von null Prozent und die Flutung der Banken mit Zentralbankgeld führt in einer richtigen Rezession nicht zu mehr Kreditvergabe.

Vor diesem Hintergrund wird es umso wichtiger die staatliche Geldschöpfung durch Defizitausgaben in den Fokus zu rücken. Mit der dargestellten Analyse sind Defizitausgaben viel mehr als nur Staatsschulden. Sie sind auch: die Mutter aller Geldschöpfungen. Die demokratische Geldschöpfung zu politisch hoffentlich sinnvollen Zwecken. Und die einzige antizyklische Geldschöpfung, die Geld unter die Leute bringen kann, wenn es niemand sonst mehr kann.

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