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Modernes Geld – Der Staat macht es möglich

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Bargeld: das Geld in seiner materiellen Form, also Scheine und Münzen. Es wird vom Staat ausgegeben und ist das offizielle gesetzliche Zahlungsmittel. Bargeld ist eine Teil des Zentralbankgeldes. Erst die Umtauschbarkeit in Bargeld gibt dem Giralgeld seinen Wert. Bargeld zirkuliert als einzige Geldsorte sowohl zwischen Banken und Zentralbank als auch durch die Realwirtschaft. 

Defizitausgaben: die Ausgaben, die der Staat im Rahmen seines Haushaltes tätigt und die nicht durch gleichhohe Steuereinnahmen gedeckt sind. Immer, wenn der Staat Defizitausgaben. macht muss die Zentralbank eine entsprechende neue Menge Zentralbankgeld bereitstellen, da das nötige Geld sonst nicht im System ist. Das Geld für die Defizitausgaben. kann auf Anweisung der Regierung direkt von der Zentralbank durch die entsprechenden Zahlungen an private Empfänger geschöpft werden (USA). Oder die Zentralbank kann es der Regierung gegen Staatsanleihen gutschreiben (Kanada). Oder die Zentralbank kann es den Banken leihen, die es dann wiederum der Regierung für Staatsanleihen überlassen (Euro-Zone). In jedem Falle führen Defizitausgaben. zu staatlicher Geldschöpfung und das neugeschöpfte Geld landet als Guthaben auf den Konten von Haushalten und Unternehmen.

Fiatgeld: das vom Staat herausgegebenes Geld, das nicht durch irgendeinen materiellen Gegenwert, wie z.B. Gold, gedeckt ist. Fiatgeld ist spätestens seit 1971, als die USA den letzten Rests der Goldbindung aufhoben, der internationale Normalfall des Geldes. Es hat den Vorteil, dass jeder Staat sein eigenes Geld frei schöpfen kann und technisch nicht pleitegehen kann, solange er sich ausschließlich in seiner eigenen Währung verschuldet. Die Zentralbank kann darüber hinaus dank Fiatgeld in Finanzkrisen unbegrenzt für das Bankensystem garantieren.

Haushaltsüberschuss: Von einem Haushaltsüberschuss spricht man, wenn die Steuereinnahmen des Staates in einem Haushaltsjahr über den Staatsausgaben liegen. Haushaltsüberschüsse ermöglichen theoretisch das Erlöschen von Staatsschulden und gelten daher als wünschenswert. Haushaltsüberschuss bedeuten aber auch, dass in diesem Jahr mehr Geld aus dem privaten Sektor zum Staat geflossen ist, als vom Staat zum privaten Sektor. Die Netto-Ersparnisse des privaten Sektors reduzieren sich daher in der entsprechenden Höhe. Mehrere Haushaltsüberschuss in Folge lassen die Staatsverschuldung sinken – reduzieren aber gleichzeitig die Netto-Ersparnis des privaten Sektors im gleichen Maße. 

Giralgeld (auch Buchgeld): die Guthaben, die wir Privaten auf der Aktiv-Seite unserer Giro- und Sparkonten stehen haben. Es wird von den Banken erzeugt, und zwar immer dann, wenn sie Kredite an Haushalte und Unternehmen vergeben oder ihnen einen Wert abkaufen. Für die Banken stellt unser Giralgeld eine Schuld auf Auszahlung oder Überweisung uns gegenüber dar. Deswegen steht es auf der Passiv-Seite der Bankbilanz. Das Giralgeld zirkuliert zwischen Haushalten und Unternehmen in der Realwirtschaft und fragt dort echte Güter und Dienstleistungen nach.

Kreditgeld: alles Geld, das durch eine Schuld erzeugt wird und einen Rückzahlungsanspruch begründet. Die simpelste Form von Kreditgeld ist ein Schuldschein, der nicht eingelöst, sondern weitergegeben wird. Das Gegenteil von Kreditgeld ist Warengeld, also Geld, das seinen Wert aus sich selbst bezieht. Das können Edelmetalle sein, aber zum Beispiel auch Zigaretten in Kriegszeiten. Kreditgeld kann immer dann erschaffen werden, wenn neues Geld für ein mögliches Geschäft gebraucht wird, die ausreichend sichere Aussicht auf Rückzahlung genügt. Dadurch wird wirtschaftliche Dynamik und Wachstum erst möglich. Gleichzeitig schafft Kreditgeld Unsicherheit. Denn wenn die Zukunft schlechter läuft als gedacht, die Rückzahlungen stocken, dann werden die Schulden zu einem wirtschaftlichen Problem für den einzelnen und für die gesamte Wirtschaft.

Leitzins: der Zinssatz, den die Zentralbank von den Geschäftsbanken für ihr Zentralbankgeld verlangt. Die Banken geben den Leitzins mit Risikoaufschlägen an ihre privaten Kunden weiter. Bei einer nationalen Währung liegt der Zinssatz für Staatsanleihen nur leicht über dem Leitzins, da diese so sicher sind, wie die Währung selbst. Alle anderen Zinsen orientieren sich je nach Risiko daran. Mit diesen Mechanismen beeinflusst der Leitzins alle Zinsen in einem Währungsraum. Für die Zentralbank ist der Leitzins ihr wichtigstes Instrument. Sie erhöht ihn, wenn die Wirtschaft heiß läuft, die Banken immer mehr Kredite vergeben und Inflation droht. In diesem Fall wirkt er wie eine Bremse. In einer Flaute senkt sie den Leitzins, löst also die Bremse und hofft, dass die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. In einer Rezession mit Deflation ist die Zentralbank mit ihrem Leitzins dagegen machtlos, denn auch ein Kredit mit Null-Zins ist zu teuer, wenn Nachfrage und Gewinnerwartung fehlen. 

privater Sektor/öffentlicher Sektor: Der privater Sektor sind die Haushalte und private Unternehmen (wenn nicht weiter spezifiziert, inklusive der private Geschäftsbanken). Er steht dem öffentlicher Sektor gegenüber, also dem Staat und seinen Institutionen. Als weiterer Sektor gilt das Ausland. Bei der Analyse einer Volkswirtschaft gehört jeder Wirtschaftsteilnehmer zwangsläufig zu einem der drei Sektoren. Wenn man weiß, dass in einem Kreditgeldsystem jedes Guthaben zwangsläufig mit einer Schuld entstanden ist, kann man mithilfe der Einteilung in Sektoren z.B. folgende Frage stellen: Wenn der privater Sektor eines Landes 10 Milliarden Netto-Ersparnisse besitzt – wer hat dann die dazugehörigen Schulden? In Frage kommen: der öffentlicher Sektor, also der Staat sowie das Ausland.  

Staatsanleihen: Schuldscheine des Staates. Sie haben eine Laufzeit, lauten auf eine Währung und bieten in der Regel einen Zins. Bei Anleger:innen sind Staatsanleihen als sicherste mögliche Anlage sehr beliebt, für institutionelle Anleger wie z.B. Versicherungen sind sie unverzichtbar. Entgegen der üblichen Auffassung dienen Staatsanleihen nicht dazu, Geld für den Staat aufzutreiben (er hat das Geldschöpfungsmonopol und die Zentralbank). Technisch dienen Staatsanleihen vielmehr dazu, Liquidität, die durch staatliche Defizitausgaben entstanden ist, wieder aus dem Bankensektor zu holen und so die Wirksamkeit des Leitzinses zu garantieren. Staatsanleihen, die an Private weiterverkauft werden, legen einen Teil der Nachfrage still und wirken so zudem antiinflationär.

Staatsschuld: die Summe aller jährlichen Haushaltsdefizite – abzüglich der Haushaltsüberschüsse anderer Jahre. Die Staatsschuld entspricht aber auch dem Geld, das der Staat im Laufe seiner Existenz zugunsten des privaten Sektors geschöpft und nicht zurückgesteuert hat, und somit (wenn man von Geldzuflüssen und -abflüssen aus dem Ausland absieht) der Netto-Ersparnis des privaten Sektors. 

Staatsschuldenquote: die Staatsschuld nicht in absoluten Zahlen, sondern im Verhältnis zum Brutto-Inlands-Produkt (BIP). Dadurch sinkt die Staatsschuldenquote automatisch, wenn das BIP steigt. Auch wenn selten Staatsschulden wirklich zurückgezahlt werden, konnte die Staatsschuldenquote in wirtschaftlich guten Zeiten in vielen Staaten immer wieder sinken. Das nennt man auch: „aus den Schulden herauswachsen“. Andererseits steigt die Staatsschuldenquote automatisch, wenn das BIP sinkt, auch wenn keine neuen Schulden aufgenommen werden. 

Zentralbank: die Bank des Staates und die Institution, die ganz praktisch die Schöpfung des staatlichen Fiatgeldes durchführt. Die Zentralbank schöpft in Eigenregie das Geld für das Bankensystem und, als sogenannte Geldgeberin der letzten Instanz, kann sie es in Bankenkrisen mit unbegrenzten Krediten stabilisieren. Die Zentralbank schöpft aber auch das Geld, mit dem der Staat seine Defizitausgaben finanziert. In Staaten wie Kanada kann die Zentralbank direkt mit dem Finanzministerium zusammenarbeiten. Wenn der Zentralbank in ihren Statuten die sogenannte direkte Staatenfinanzierung verboten ist, nimmt das Zentralbankgeld dagegen einen Umweg über die Banken, wobei der Ablauf im Hintergrund von der Zentralbank gesteuert wird. In verschiedenen Ländern variiert auch der Arbeitsauftrag der Zentralbank. Manche sind allein der Geldwertstabilität verpflichtet (z.B. die EZB), andere gleichzeitig auch der Vollbeschäftigung (die amerikanische Fed). Das wichtigste Instrument, mit dem die Zentralbank ihre Geldpolitik verfolgt und Einfluss auf die Geldschöpfungstätigkeit der Banken zu nehmen versucht ist der Leitzins.

Zentralbankgeld (auch Währung oder Reserven): die eigentliche staatliche (oder supra-staatliche) Währung. Die Zentralbank schöpft es als Bargeld und als unbares Geld auf Konten der Zentralbank. Sie kann es schöpfen, indem sie Kredite an Banken vergibt oder ihnen Werte, wie z.B. Staatsanleihen abkauft oder zusätzlich auch, indem sie der Regierung direkt Staatsanleihen abkauft (z.B. in Kanada) oder indem sie direkt Defizitausgaben für die Regierung vornimmt (z.B. in den USA). Regierung, Zentralbank und Banken nutzen untereinander ausschließlich unbares Zentralbankgeld. Das Giralgeld der Banken erhält seinen Wert nur durch die Umtauschbarkeit in staatliches Bargeld. Banken brauchen immer Zentralbankgeld. für die Bargeldauszahlungen an ihre Kunden, für die Abrechnungen und Geschäfte mit anderen Banken sowie für die Mindestreserve. Die Banken bekommen es von der Zentralbank zum Leitzins. 

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