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Modernes Geld – Der Staat macht es möglich

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Fiatgeld wird nicht durch irgendeinen anderen materiellen Wert garantiert oder begrenzt. Es ist nicht an ein knappes Material, wie zum Beispiel Gold oder Silber, gebunden und daher kann Fiatgeld theoretisch unbegrenzt produziert werden. Lupenreines, offizielles Fiatgeld haben wir seit 1971. Damals hoben die USA den letzten, indirekten Rest der Goldbindung unserer Währungen auf. Bis zu diesem Zeitpunkt versprach die amerikanische Zentralbank Fed noch für je 35 Dollar eine Unze Gold. Allerdings galt das Versprechen nur für ausländische Zentralbanken, die dem Währungssystem Bretton-Woods angehörten. Und auch nur solange, bis einige europäische Zentralbanken drohten, sich ihre Dollar wirklich in 5Gold umtauschen zu lassen. In dem Moment hoben die USA die Golddeckung für Auslandsdollars kurzerhand auf, statt sich ihre ganzen Goldreserven abnehmen zu lassen. Und siehe da: auch ohne diesen Rest der indirekten Goldbindung behielten die Währungen ihren Wert. Es war also offensichtlich nicht das Gold, das sie funktionieren ließ. Woher hat das Geld dann aber seinen Wert?

Gemäß der Analyse der Modern Monetary Theory erhält das Geld seinen Wert durch die Besteuerung. Der Staat besteuert seine Bevölkerung und akzeptiert nur seine eigene Währung zur Bezahlung. Daher werden auch die Leute untereinander dieses Geld zur Bezahlung akzeptieren, da alle es brauchen, um Steuern zu bezahlen. Außerdem stellt die Besteuerung sicher, dass genug Geld zum Staat zurückfließt, so dass der Staat neues Geld ausgeben kann, ohne dass die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen so stark steigt, dass Inflation entstehen würde. Im Falle eines Inflationsrisikos könnte die Regierung ganz einfach die Steuern erhöhen, um der Bevölkerung Geld und somit Nachfrage zu entziehen.

Der große Vorteil von Fiatgeld ist: der Staat hat immer Geld, um seine Aufgaben zu erfüllen. Der Staat kann seine Einwohner:innen immer bezahlen, damit sie als Lehrer:innen und Richter:innen arbeiten, aber auch um die nötigen Materialien zu kaufen um Schulen und Gerichtsgebäude zu bauen und zu betreiben. Der Staat kann mit seiner eigenen Währung alle verfügbaren Güter und Arbeitskräfte auf seinem Hoheitsgebiet nutzbar machen – im besten Fall zum Wohle aller. In Demokratien wird staatliches Fiatgeld im demokratischen Prozess geschöpft: Parlament und Regierung beschließen Haushaltsgesetze, um ihre politischen und sozialen Ziele zu verwirklichen. Die daraus resultierenden Ausgaben landen auf den Bankkonten von Haushalten und Unternehmen.

Der Ausdruck Fiatgeld kommt übrigens vom lateinischen Wort „fiat“, was so viel heißt wie: „es werde“. So wie am Anfang der Bibel Gott sagt: „Es werde Licht!“, spricht hier der Staat: „Es werde Geld!“. Obwohl unbegrenztes Fiatgeld auf den ersten Blick verrückt und unsolide erscheinen mag, macht es den Staat tatsächlich stabiler und unabhängiger. Der Staat hat dadurch zum einen immer Geld für die Erfüllung seiner Aufgaben. Zum anderen verspricht er – anders als zu Zeiten des Goldstandards – auch nichts, was er im Krisenfall nicht halten kann oder will. Der Staat garantiert nur, dass er seine Währung immer weiter zur Bezahlung von Steuern akzeptieren wird. Und das tut er. Und wenn die Regierung Staatsanleihen begibt, dann verspricht sie, sie nach Fristablauf wieder in die eigene Währung umzutauschen. Da die staatliche Zentralbank diese Währung unbegrenzt herstellen kann, ist die Rückzahlung immer möglich. Dank Fiatgeld kann die Zentralbank auch unbegrenzt für das Bankensystem garantieren. In einer Bankenkrise reicht es meist den Banken große Mengen an unbarem Zentralbankgeld zu leihen. Im allerschlimmsten Falle müsste der Staat bei einem großen bank-run so viele Geldscheine drucken, bis sich alle wieder beruhigen.

Nach den traditionellen Bilanzierungsregeln wird alle Geldschöpfung, auch die staatliche, mit einer gleichhohen Schuld bilanziert. Aber das darf uns nicht in die Irre führen. Staatsschulden in der eigenen Währung sind dennoch keine normalen Schulden. Es sind die Schulden desjenigen, der das Geld-Monopol besitzt und der folglich immer bezahlen kann. Und es gibt den bilanziellen Gegenpart in Form von Guthaben: dank der Staatsschulden können andere (Teil-)Sektoren wie zum Beispiel die Haushalte Netto-Ersparnisse haben.

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