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Wirtschaft und Klima
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Überblick
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Hintergrundinformationen6 Themen
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Weiterlernen - interaktivVertiefen Sie Ihr Wissen4 Tests
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TrainigsmaterialÜbungen für Gruppen6 Themen
Lektion 7, Thema 6
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Unterschiedliche Weltanschauungen, unterschiedliche Politikempfehlungen
Lektion Progress
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Titel der Aktivität | Unterschiedliche Weltanschauungen, unterschiedliche Politikempfehlungen |
Überblick | Die Teilnehmer*innen analysieren, von welchen Strategien verschiedene klimapolitische Vorschläge inspiriert sind. |
Ziele | Die Grundannahmen der marktliberalen Strategie sowie der pragmatischen und der radikalen Strategie einer sozialökologischen Transformation verstehenVerstehen, von welchem Verständnis von Nachhaltigkeit sowie welchen Strategien bestimmte Politikempfehlungen inspiriert sindDie Stärken und Schwächen der verschiedenen Strategien zu verstehen |
Material | Handout “Strategien für zukunftsfähiges Wirtschaften” (1 pro Person) Ausdrucke der Fälle A und B (1 pro Gruppe) |
Zeit | 30 – 45 Minuten |
Gruppengröße | Ist für jede Gruppengröße geeignet |
Anleitung für Trainer*innen |
Fall A) Im Bereich der Industrie gibt es unterschiedliche Ansätze zur Senkung der Treibhausgasemissionen. Diskutieren Sie mit Ihrer Gruppe, welches Verständnis von Nachhaltigkeit und welche Strategie für zukunftsfähiges Wirtschaften diesen Ansätzen zugrunde liegt:
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Nachbesprechung und Evaluierung | Feedback: Reduktion von Treibhausgasemissionen im Bereich der Industrie Der Emissionshandel beruht auf der Kernannahme der schwachen Nachhaltigkeit, dass Naturkapital mit anderen Kapitalformen vergleichbar ist und durch Geld ersetzt werden kann. Unternehmen, die ihre Emissionen nicht reduzieren, können sich durch den Erwerb von Emissionszertifikaten freikaufen. Dabei ist es z.B. im EU-Emissionshandelssystem (EU ETS) auch möglich, internationale Zertifikate aus Projekten zur Emissionsreduktion zu kaufen, wodurch der globale Norden seine Klimaschutzpflichten an den globalen Süden “abgeben” kann. Der EU-Emissionshandel war der erste große Kohlenstoffmarkt der Welt. Emissionsmärkte bestehen nicht “von Natur aus”; sie werden durch Regulierung geschaffen. Märkte zu etablieren, auf welchen Emissionen handelbar sind, bedeutet, ein stabiles Klima zu kommodifizieren (zu einer zu Ware machen). Marktliberale, insbesondere neoklassische Ökonom*innen, unterstützen die Schaffung von Emissionsmärkten, da sie darin ein Mittel sehen, falsche Preissignale zu korrigieren, indem sie die bisher externalisierten Kosten, die Emissionen für die Gesellschaft haben, in den Endpreis einbeziehen. Auch einige pragmatische Befürworter*innen einer sozialökologischen Transformation unterstützen Emissionshandelssysteme mit dem Argument, dass diese die emissionsintensive Produktion verteuern und dadurch weniger umweltschädliche Alternativen fördern. Radikale Befürworter einer sozialökologischen Transformation sind gegen die Kommodifizierung von Emissionen. Sie kritisieren, dass es für den Erhalt eines stabilen Klimas nicht darauf ankommen sollte, wie sich die Preise auf den Märkten entwickeln. Anders als bei der Besteuerung von Emissionen, wo Regierungen Steuergelder einnehmen und diese reinvestieren können, um eine Transformation sozial gerecht zu gestalten, verdienen in Emissionshandelssystemen vor allem Konzerne durch den Weiterverkauf von Zertifikaten, die sie aufgrund historischer Emissionen und Lobbyarbeit meist kostenlos zugeteilt bekommen haben. Die Besteuerung von Treibhausgasemissionen kann Teil aller drei Strategien sein. Während Libertäre wie Hayek die Einführung solcher Steuern nicht befürworten würden, können sie für neoklassische Ökonom*innen ein Mittel sein, das zu “richtigen Preisen” führt. Befürworter*innen beider Strategien der sozialökologischen Transformation argumentieren, dass die Steuergelder neben der Verteuerung emissionsintensiver Aktivitäten auch der Förderung grüner Innovationen (primär pragmatische Sichtweise) und der Lösung von Ungleichheitsproblemen durch Umverteilung (primär radikale Sichtweise) dienen sollen. Anstatt die Umweltbelastung zu verteuern, kann diese auch einfach verboten werden. Ein Beispiel war das Verbot von FCKW in Kühlschränken, die bis dahin die Ozonschicht schädigten. Ein Verbot von nicht nachhaltig hohen Treibhausgasemissionen kommt für Marktliberale nicht in Frage, da dies einen Eingriff in den freien Markt darstellen würde. Befürworter*innen einer sozialökologischen Transformation hingegen sehen regulatorische Eingriffe als notwendig an, um ein stabiles Klima zu erhalten und damit die Umwelt und die Gesellschaft zu schützen, in welche die Wirtschaft eingebettet ist. Während das Konzept der schwachen Nachhaltigkeit aufgrund der Inkommensurabilität Marktinstrumente und Preiskorrekturen präferiert, fordert das Konzept der starken Nachhaltigkeit in vielen Fällen strikte regulatorische Eingriffe, um unersetzliche Ökosysteme zu schützen, was dem Prinzip der Inkommensurabilität entspricht. Feedback Klima und Biodiversität: REDD+ baut auf dem Konzept der schwachen Nachhaltigkeit auf, da es explizit davon ausgeht, dass der Natur ein objektiver und quantifizierbarer Wert zugeschrieben werden kann. Durch den Preismechanismus des Programms stehen gesunde und intakte Wälder in Konkurrenz zu anderen, zerstörerischen Landnutzungen. Dies impliziert, dass für einen effektiven Schutz der Wälder durch den Mechanismus der Fortbestand dieser mit einem höheren Preis bewertet werden muss als alternative Nutzungsmöglichkeiten. Da die Bewertung größeren makroökonomischen Einflüssen und Trends auf den Kapitalmärkten unterliegt, könnte der Bewertungsmechanismus versagen, wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen ändern. Befürworter*innen der starken Nachhaltigkeit kritisieren, dass der durchschnittliche Zeithorizont von REDD+ Projekten lediglich 20 Jahre beträgt, während Kohlenstoffemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe mehrere tausend Jahre in der Atmosphäre verbleiben. Hinzu kommt, dass im Rahmen von REDD+ Programmen Primärwälder abgeholzt und durch industrielle Baumplantagen ersetzt werden können. Im Konzept der schwachen Nachhaltigkeit ist dies kein Problem, solange der Wert (in diesem Fall für die Speicherung von Kohlenstoff) gleich bleibt. Laut starker Nachhaltigkeit könnnen komplexe Ökosysteme nicht einfach durch industrielle Baumplantagen ersetzt werden: Auch wenn die Kohlenstoffspeicherkapazität gleich bleibt, würde die Biodiversität und das Ökosystem selbst verloren gehen. Marktliberale befürworten Programme wie REDD+, da sie Marktlösungen für die effizientesten halten. Auch viele pragmatische Befürworter*innen einer sozialökologischen Transformation tun dies – als billige Möglichkeit, Emissionen zu “reduzieren”. Vor allem radikale Vertreter*innen einer sozialökologischen Transformation kritisieren jedoch REDD+ Programme, da sie es den Ländern des globalen Nordens und “ihren” Unternehmen erlauben, für das “Recht zu verschmutzen” zu bezahlen und damit ihr aktuelles Produktions- und Verschmutzungsniveau beizubehalten, anstatt tatsächlich Emissionsreduktionsziele zu erfüllen. Die Kommodifizierung der Kohlenstoffspeicherung von Wäldern erlaubt es ihnen, mehr Energie aus fossilen Brennstoffen zu verbrauchen, ohne die Kohlenstoffbindung tatsächlich zu erhöhen, da die Wälder nicht einmal wieder aufgeforstet, sondern nur nicht abgeholzt werden. Darüber hinaus kritisieren sie REDD+ als einen kolonialen Mechanismus, der Land einschließt und indigene Völker und Waldbewohner*innen dazu zwingt, die Kontrolle über ihr Land, ihre Ressourcen und ihre Traditionen aufzugeben. Starke Nachhaltigkeit hingegen setzt auf Schutzgebiete, da Ökosysteme unersetzlich sind und daher erhalten bleiben müssen, z.B. durch das Verbot, Wald zu roden. Dies kann als Anwendung des Vorsorgeprinzips verstanden werden, um das Risiko irreversibler, gefährlicher Schäden zu vermeiden. Marktliberale wären dagegen, wirtschaftliche Aktivitäten wie das Holzfällen generell zu verbieten, da sie es für effizienter halten, Preissignale darüber entscheiden zu lassen, was geschehen soll. Die einzigen regulatorischen Eingriffe, die sie vorschlagen, sind die Schaffung und Sicherung einer Eigentumsordnung sowie von Märkten. Sowohl pragmatische als auch radikale Befürworter*innen einer sozialökologischen Transformation würden die Einrichtung von Schutzgebieten unterstützen, in denen bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten verboten sind. |