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Einführung in die feministische Ökonomie
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Kritiken: Neoklassische vs. feministische Paradigmen
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Die feministische Ökonomie kritisiert das neoklassische Paradigma und seine politischen Korrelationen. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Annahmen beider Paradigmen zusammen und heben die wichtigsten Unterschiede hervor 5 6 7
Neoklassische Paradigmen | Feministische Paradigmen | |
Grundlagen | Das neoklassische Paradigma gilt als Mainstream und ist in komplexen und technischen Diskursen und Methodologien verwurzelt. Es ist sowohl in akademischen als auch in politischen Institutionen vorherrschend. | Dem feministischen Paradigma fehlt es an einer integrierten theoretischen Grundlage und an gemeinsamen Plattformen zur Diskussion und Verbreitung alternativer Ansichten. |
Schlüsselwörter | Die Schlüsselwörter sind: freier Markt, Wettbewerb, Individualismus, Rationalität, individuelle Interessen, Trennung von Zweck und Mittel, Wachstum und Fortschritt als Endziele und universelle Prinzipien der sozialen Entwicklung. | Die Schlüsselwörter sind: Geschlecht, Inklusion, Gleichberechtigung, Solidarität, soziale Beziehungen, Aktion und Reproduktion, unbezahlte Hausarbeit und Pflege, menschliches Wohlbefinden als Maßstab für wirtschaftlichen Erfolg, ethische Dimensionen |
Handelnde | “Homo oeconomicus” = eine universelle Figur, eine aktive Person auf dem Arbeitsmarkt, die autark, egoistisch und rational ist. Der Homo oeconomicus ist frei von gesellschaftlichem Einfluss und hat klar definierte Präferenzen. Der Homo oeconomicus agiert auf einem idealen Markt, der auf Eigeninteresse beruht und auf dem der Preis das einzige Kommunikationsmittel ist. Der Homo oeconomicus hat unbegrenzte Wünsche und begrenzte Ressourcen und ist in der Lage, die eigenen Entscheidungen zu optimieren. | “Beziehungsorientierte Menschen” = Menschen sind beziehungsorientiert und werden durch viele Variablen definiert (z. B. Geschlecht, Alter, Rasse, soziale Klasse, Religion, Überzeugungen, Werte, Migrationsstatus, Familienstand usw.). Sie werden von der Gesellschaft, in der sie leben, beeinflusst. Die Entscheidungen der Menschen werden von vielen Faktoren beeinflusst, und sie haben unterschiedliche Möglichkeiten, die sich aus ungleichen Positionen ergeben. |
Freier Handel | Neoklassische Wirtschaftsforschende folgen der Theorie des komparativen Vorteils von David Ricardo und betrachten den Handel als ein Instrument, das durch Effizienzgewinne aufgrund von Spezialisierung und höherer Effizienz allen eine bessere Position verschafft. | Feministische Wirtschaftsforschende weisen dagegen darauf hin, dass Spezialisierung zu einer erhöhten Anfälligkeit führen kann. Ein Beispiel dafür ist die Spezialisierung auf den Anbau einer einzigen Nutzpflanze für den Export in Afrika, die zu einer Anfälligkeit gegenüber Preisschwankungen, Wetterbedingungen oder Schädlingen führt. Darüber hinaus werden die Erträge aus Cash Crops traditionell von Männern kontrolliert. |
Familie | Die Familie ist eine wirtschaftliche Einheit, die ihr Eigeninteresse außerhalb des Haushalts sucht, während sie sich innerhalb des Haushalts altruistisch verhält, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Die Familienmitglieder spezialisieren sich auf Tätigkeiten, bei denen sie einen komparativen Vorteil haben: Männer auf dem Arbeitsmarkt, Frauen in der unbezahlten Haus- und Pflegearbeit. (Basierend auf Gary Beckers Modell der “neuen Familie” aus den 1970er Jahren) | Die Familie wird als eine soziale Institution betrachtet, die durch Gesetze gestützt wird. Somit ist der Staat ein wichtiger Faktor, der in die Familien eingreift. Feministischen Ökonom*innen zufolge spielt die Familie eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der zukünftigen Bürger*innen. Haus- und Pflegearbeit sind ungleich verteilt. Die Familie schränkt die Freiheiten der Frauen ein oder ermöglicht sie. |
Arbeitskraft | Kinderbetreuung und Hausarbeit werden als nicht-marktbestimmte Tätigkeiten angesehen. Daher wird ihr Wert nicht in die Variablen für das Wirtschaftswachstum einbezogen. | Kinderbetreuung und Hausarbeit sind wichtige Phänomene, die bewertet und in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung aufgenommen werden sollten. |
Macht | Der neoklassische Ansatz betrachtet den Verkauf von Arbeit als einen für beide Seiten vorteilhaften Austausch. Der Begriff der Macht spielt dabei keine Rolle, da beide Parteien, Arbeitgebende und Arbeitnehmende, unabhängig von ihrem Geschlecht gleichberechtigt sind. | Der feministische Ansatz fordert die Beachtung von Machtungleichheiten in den Beziehungen zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden, da Männer oft bevorzugt und Frauen am Arbeitsplatz eher benachteiligt werden. Macht und Patriarchat sind wichtige Begriffe, die bei der Analyse der Funktionsweise von Wirtschaftsinstitutionen zu berücksichtigen sind. |
Ungleichheiten | Herkömmliche neoklassische Theorien betrachten Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt als Ergebnis der freien Entscheidungen von Frauen und Männern. Frauen und Männer haben unterschiedliche Präferenzen oder Fähigkeiten, die zu einem unterschiedlichen Status und einer unterschiedlichen Position führen. | Die feministische Ökonomie sieht Ungleichheiten wie das geschlechtsspezifische Lohngefälle (Gender Pay Gap), die berufliche Segregation oder die gläserne Decke als Folge von Diskriminierung, patriarchalischen Überzeugungen, Sexismus oder Stereotypen. |