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Wirtschaftspolitik versucht, im Fall von krisenhaften Ungleichgewichten einzugreifen. Die beiden  wichtigsten Instrumente des Staates sind dabei die Fiskal- und die Geldpolitik. 

Fiskalpolitik: Sie ist das wichtigste staatliche Werkzeug, um die Nachfrage nach Waren und  Dienstleistungen zu beeinflussen. Fiskalpolitik bezeichnet die Politik zur Koordinierung öffentlicher Einnahmen und Ausgaben. Die öffentlichen Ausgaben setzen sich aus folgenden Posten zusammen: 

– Laufende Ausgaben: sie fallen an für die Entlohnung der Beschäftigten im öffentlichen  Dienst, den Erwerb von Waren und Dienstleistungen sowie für laufende Transferleistungen. – Öffentliche Investitionen: mit ihnen ermöglicht der Staat die Kapitalbildung in der Wirtschaft  und das Weiterfließen von Kapital in andere Sektoren.  

– Finanzausgaben: Ausgaben, die sich aus der angesammelten Staatsschuld ergeben,  insbesondere für den Zinsdienst. 

Natürlich müssen die öffentlichen Ausgaben finanziert werden. Die öffentlichen Einnahmen können  aus drei Quellen stammen:  

– Verkauf von Waren und Dienstleistungen, die von öffentlichen Unternehmen produziert  werden, 

– Erheben und Eintreiben von Zahlungen, also hauptsächlich Steuern, 

– Erhöhung der Staatsverschuldung. 

Durch die Steuerung der beiden Komponenten der Fiskalpolitik (Einnahmen und Ausgaben)  erzeugen die Regierungen diverse Veränderungen in der Wirtschaft: 

– Die Nachfrage kann durch eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben gesteigert werden. – Die verfügbaren Einkommen können durch Steuersenkungen erhöht werden, ebenso wie  Konsum und Nachfrage. 

– Unternehmensinvestitionen können durch Steuergutschriften oder die Senkung der  Steuerbelastung von Gewinnen gefördert werden. 

Geldpolitik: Dies sind alle Interventionen, die von der Zentralbank eines Landes durchgeführt  werden, um die Geldschöpfung zu beeinflussen und so zur Erreichung bestimmter Ziele beizutragen.  Der Staat steuert die Geldpolitik, indem er die Leitzinsen festlegt. So wird die Giralgeldschöpfung der  Banken durch Kreditvergabe gebremst oder befeuert, und somit auch die Investitionen und der Konsum. 

Der Ausgangspunkt der Geldpolitik ist die Beeinflussung der umlaufenden Geldmenge durch  Änderungen der Zinssätze auf dem Geldmarkt: Wenn die Geldmenge steigt, sinkt der Zinssatz und  umgekehrt. Die Zinsschwankungen beeinflussen einerseits die Geldschöpfung der Banken, denn bei  niedrigen Zinsen haben die Banken mehr Anreize zur Kreditvergabe. So erhöhen sich Investitionen  und Konsum, die Realwirtschaft wird angekurbelt. Andererseits beeinflussen die Zinssätze das  Sparverhalten der Bürger, da niedrige Zinsen nicht zum Sparen von erwirtschaftetem Geld  ermutigen. Auch auf diese Weise wird der Konsum gesteigert und die Realwirtschaft angekurbelt. 

Sowohl durch die Beeinflussung der Konsum- oder Sparentscheidung wie auch über die  Erleichterung der Kreditvergabe können sich Änderungen der Zinssätze auf die Gesamtnachfrage  auswirken, und somit auch auf das Produktions-, Einkommens- und Beschäftigungsniveau. Dennoch  gilt die staatliche Fiskalpolitik als die direkteste Intervention, denn nur sie greift unmittelbar in die  Realwirtschaft ein. Die Zinspolitik dagegen greift zunächst in den Geldmarkt ein und erst danach in  die Realwirtschaft und ist daher weniger direkt und weniger effektiv. Das Instrument der niedrigen  Zinsen wirkt auch deswegen nur indirekt, weil es auf zusätzliche Entscheidungen der privaten  Wirtschaftsteilnehmer:innen angewiesen ist. Diese sollen veranlasst werden bei der Bank Kredite zu  beantragen, so dass neues Geld für Investitionen und Konsum geschaffen wird. Die letztendliche  Entscheidung zur Ankurbelung der Wirtschaft wird also dem oftmals störrischen privaten Sektor  überlassen. Denn für Unternehmen und Haushalte ist der Kreditzins bei Investitions- und  Konsumentscheidungen nur ein Faktor unter vielen – und dabei nicht einmal der wichtigste.  

Die Fiskalpolitik hingegen schafft direkt neues Geld, das in der Wirtschaft ausgegeben wird. Es wird  direkt von der Regierung auf die Bankkonten des privaten Sektors überwiesen, der keine weiteren  Entscheidungen treffen muss – das Geld ist direkt verfügbar und bereit, Nachfrage zu schaffen. Vor  

allem funktionieren Staatsausgaben auch dann, wenn der Leitzins nicht mehr hilft (wenn er zum  Beispiel nicht unter null sinken kann) und der gesamte private Sektor prozyklisch handelt.

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