Überblick
Alle Länder beobachten ihre Volkswirtschaften sehr genau. In einem marktwirtschaftlichen System wird erwartet, dass die Wirtschaft stetig wächst. Entgegen den Erwartungen begann die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums nach Angaben der Weltbank bereits in den 1960er Jahren.1 Auf der Grundlage dieser Informationen begannen die Mitglieder des Club of Rome zu zweifeln, ob ein endloses Wirtschaftswachstum überhaupt möglich ist. Anfang der 1970er Jahre entwickelten Forscher am Massachusetts Institute of Technology im Auftrag des Club of Rome ein Modell des Wirtschaftswachstums, das die Veränderungen bei den fünf Bestimmungsfaktoren des Wirtschaftswachstums (Bevölkerung, Agrarproduktion, Naturressourcen, Industrieproduktion und Umweltverschmutzung) untersuchte, die vergangenen globalen Entwicklungen analysierte und Veränderungen bis zum Jahr 2100 prognostizierte. Die Analyse ergab, dass die Nutzung der oben genannten Ressourcen im Laufe der Menschheitsgeschichte exponentiell zugenommen hat. Die Zahl der Menschen, die Anbauflächen, die Menge der gewonnenen Mineralien und auch die Wirtschaft insgesamt können auf einem endlichen Planeten Erde nicht unbegrenzt wachsen.2 Ein 2012 anlässlich des 40. Jahrestages dieser Studie veröffentlichter Bericht bestätigte, dass die Weltwirtschaft bisher in allen Aspekten dem prognostizierten Wachstumstrend gefolgt ist.3 Diese Studien zeigten deutlich, dass das seit Jahrhunderten angewandte lineare Wirtschaftsmodell nicht nachhaltig ist und das Wirtschaftswachstum von der Nutzung der natürlichen Ressourcen abgekoppelt werden muss. Doch wie könnte das neue Wirtschaftsmodell aussehen?
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre begannen die Vereinten Nationen (UN), die Idee einer harmonischen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Entwicklung oder nachhaltigen Entwicklung zu präsentieren. Nachhaltige Entwicklung wird als ausgewogene Entwicklung definiert, die den Bedürfnissen und Bestrebungen der heutigen Generation entspricht, ohne die analogen Interessen künftiger Generationen zu beeinträchtigen. Dieses Konzept, das 1992 auf der Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro vorgestellt wurde, erregte weltweit Aufmerksamkeit und wurde von 193 Ländern angenommen.4 Nachhaltige Entwicklung wird als ein Prozess verstanden, der das Wirtschaftswachstum von der Nutzung der natürlichen Ressourcen entkoppelt und auf das wirtschaftliche Wohlergehen und die Lebensqualität einer Nation, einer Region, einer lokalen Gemeinschaft oder eines Einzelnen abzielt. Dieser Prozess gibt auch eine Antwort auf die Frage: Wie könnte das neue Wirtschaftsmodell aussehen?
Im Jahr 2015 verabschiedeten die 193 Länder der UN-Generalversammlung die Agenda 2030, die aus 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) besteht. Die Agenda 2030 ist ein ganzheitlicher Plan für Maßnahmen in allen Bereichen – Soziales, Wirtschaft und Umwelt. Der universelle Charakter der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) erfordert einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie wir Entwicklung betrachten – und für sie arbeiten: von einer Konzentration auf die Bedürfnisse der armen Länder hin zu einer Konzentration auf das Wohlergehen und die Nachhaltigkeit in allen Ländern. Um die Welt auf einen nachhaltigen und widerstandsfähigen Entwicklungspfad zu bringen, sind mutige und transformative Schritte erforderlich, die durch neue Instrumente, neue Daten, neue Arbeitsweisen und neue Ressourcen gestützt werden.”5
Ziel dieses Unterrichtsmaterials ist es, die Aufmerksamkeit der Lernenden auf die Erkenntnis hinzuweisen, dass eine klassische Marktwirtschaft, die auf der Idee eines kontinuierlichen Wirtschaftswachstums beruht, uns dem Ziel, den Wohlstand der Gesellschaft zu steigern, wahrscheinlich nicht näher bringen wird. Dieses Material führt in die Idee des Wirtschaftswachstums ein und erklärt die Faktoren, die das Wirtschaftswachstum antreiben; es bespricht einen Bericht, in dem Forschende zu dem Schluss kommen, dass auf einem endlichen Planeten Erde ein unbegrenztes Wirtschaftswachstum unmöglich ist; es gibt einen Überblick über das Konzept der wirtschaftlichen Entwicklung und der nachhaltigen Entwicklung; es gibt auch einen Überblick über die Agenda 2030 und die SDGs. Die UN-Mitgliedsstaaten haben die SDGs im Jahr 2015 verabschiedet, was bedeutet, dass bereits seit 7 Jahren Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele durchgeführt werden. Während dieser Übung suchen wir nach Beweisen dafür, dass unser Land daran arbeitet, die Ziele der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen.
