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Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Migration sind sehr unterschiedlich. Die Herkunftsländer können kurzfristig sowohl Gewinne als auch Verluste verzeichnen, langfristig aber auch profitieren. Für die Aufnahmeländer tragen Zeitarbeitsprogramme dazu bei, den Fachkräftemangel zu beheben, können aber auch die inländischen Löhne senken und die wohlfahrtsstaatlichen Ausgaben erhöhen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Migration auf die Herkunfts- und Aufnahmeländer können auch davon abhängen, wer zuwandert, insbesondere im Hinblick auf das Qualifikationsniveau der Migrierenden. Für die Herkunftsländer besteht der kurzfristige wirtschaftliche Nutzen der Auswanderung in den Geldüberweisungen. Bei den Überweisungen handelt es sich um Gelder, die die Migrierenden im Ausland verdienen und in ihre Heimatländer zurückschicken, hauptsächlich um die zurückgebliebenen Familien zu unterstützen. Nach Angaben der Weltbank beliefen sich die Rücküberweisungen im Jahr 2012 weltweit auf 529 Mrd. USD, wovon 401 Mrd. USD in Entwicklungsländer flossen (2013). Bezeichnenderweise berücksichtigen diese Zahlen nur Gelder, die über formelle Kanäle verschickt werden, so dass der Betrag der Rücküberweisungen wahrscheinlich viel größer ist, als diese Zahlen vermuten lassen (9). Die Weltbank stellt fest, dass die über informelle Kanäle verschickten Rücküberweisungen mindestens 50 Prozent der weltweit erfassten Ströme ausmachen könnten (UNCTAD, 2011-2018).

Migration ist ein Merkmal des sozialen und wirtschaftlichen Lebens in vielen Ländern, aber das Profil der Migrationspopulationen ist sehr unterschiedlich. Dies ist zum Teil auf die Vielfalt der Migrationsquellen zurückzuführen. In weiten Teilen Europas genießt die Bevölkerung beispielsweise umfassende Rechte auf Freizügigkeit. In Australien, Kanada und Neuseeland spielt die gesteuerte Arbeitsmigration eine wichtige Rolle. Andere Quellen sind die Familienmigration und die Migration aus humanitären Gründen. 

Unabhängig von ihrem Ursprung hat die Migration wichtige Auswirkungen auf unsere Gesellschaften, die durchaus kontrovers sein können. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Migration sind da keine Ausnahme. Nutzen oder Last – was ist die Realität? Um diese Frage zu beantworten, kann es hilfreich sein, die Auswirkungen der Migration in drei Bereichen zu betrachten – Arbeitsmarkt, öffentlichen Finanzen und Wirtschaftswachstum.

Arbeitsmarkt:

  • Auf Migrant*innen entfielen in den letzten zehn Jahren 47 % des Anstiegs der Erwerbstätigen in den Vereinigten Staaten und 70 % in Europa. 
  • Migrant*innen besetzen wichtige Nischen sowohl in schnell wachsenden als auch in schrumpfenden Wirtschaftssektoren. 
  • Wie junge Einheimischen sind auch junge Migrant*innen besser ausgebildet als diejenigen, die kurz vor der Pensionierung stehen. 
  • Migrant*innen  tragen erheblich zur Flexibilität des Arbeitsmarktes bei, vor allem in Europa. 

Öffentliche Finanzen:

  • Migrant*innen zahlen mehr Steuern und Sozialbeiträge, als sie an Leistungen erhalten.
  • Arbeitsmigrant*innen haben den größten positiven Einfluss auf die öffentlichen Finanzen. 
  • Die Beschäftigung ist die wichtigste Komponente, die den steuerlichen Nettobeitrag von Migrant*innen bestimmt. 

Wirtschaftswachstum:

  • Die Migration erhöht die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter.
  • Migrant*innen bringen Qualifikationen mit und tragen zur Entwicklung des Humankapitals in den Aufnahmeländern bei. 
  • Migranten tragen auch zum technischen Fortschritt bei.

Diese Auswirkungen zu verstehen ist wichtig, wenn unsere Gesellschaften eine sinnvolle Debatte über die Rolle der Migration führen sollen. Solche Debatten sind wiederum eine wesentliche Voraussetzung für die Gestaltung von Maßnahmen in Bereichen wie Bildung und Arbeitsmarkt, die den Nutzen der Migration maximieren, insbesondere durch die Verbesserung der Beschäftigungssituation der Migrant*innen. Der Maßnahmen-Mix wird natürlich von Land zu Land unterschiedlich sein. Mit der grundlegenden Frage, wie der Nutzen der Migration sowohl für die Aufnahmeländer als auch für die Migrant*innen selbst maximiert werden kann, müssen sich jedoch viele OECD-Länder in den kommenden Jahrzehnten auseinandersetzen, zumal die rasche Alterung der Bevölkerung die Nachfrage nach Migrant*innen erhöht, die den Mangel an Arbeitskräften ausgleichen (2).

Welche Veränderungen sind in den kommenden Jahren zu erwarten? Welche Hauptfelder von Konflikten und potenziellen sozialen Spannungen sollten stärker in Betracht gezogen werden? 

Europa steht vor der größten Migrationsherausforderung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Verschiedenen Aufgaben werden hierbei durch zahlreiche verschiedene Rechtsinstrumente abgedeckt. Das Handlungsfeld der EU umfasst sowohl Förderung und Umsetzung von Sofort- und Langzeitmaßnahmen, als auch interne und externe Dimensionen der Migrationspolitik sowie die Außengrenzen der EU. Die eingesetzten Instrumente sind vielfältig:

  • Rückführung und Rückübernahme von irregulären Migrant*innen, die kein Recht auf Einreise oder Aufenthalt in der EU haben,
  • Bekämpfung der Schlepperei von Migrant*innen,
  • Schutz der EU-Außengrenzen,
  • Schaffung legaler Einreisemöglichkeiten für Personen, die internationalen Schutz benötigen, – Festlegung einer Asylpolitik, die auf einem Gleichgewicht zwischen Solidarität und Verantwortung beruht,
  • die Behandlung von Migrationsfragen in Zusammenarbeit mit Drittländern, 
  • die Möglichkeit einer geschickten Mittelverwendung. 

Trotz der seit vier Jahren andauernden Migrationskrise sind ihre Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt nur wenig erforscht. Es ist schwer zu sagen, warum dies der Fall ist. Vielleicht verhindert die Unfähigkeit, die Zahl der derzeit in Europa lebenden Eingewandeten zu bestimmen, zuverlässige Beobachtungen. Die verfügbaren Quellen verweisen auf zahlreiche Faktoren, die die Auswirkungen der Migration auf den Arbeitsmarkt in zweifacher Hinsicht bestimmen – sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Eine Unterscheidung sollte bereits auf der Ebene des Herkunftslandes der Eingewanderten getroffen werden, das häufig die Einstellung zum Leben in dem Land, in dem sie sich niedergelassen haben, bestimmt. 

Unabhängig von den Migrationsgründen, stellt Migration Familien vor Herausforderungen und Chancen. Einerseits kann sie zu einer Lockerung der Familienbindungen, zum Scheitern von Ehen oder zu Entwicklungsproblemen bei Kindern führen. Andererseits kann sie dazu führen, dass der bisher weniger eingebundene Elternteil in die Kinderbetreuung einbezogen wird, dass sich die Lebensbedingungen in der Familie verbessern oder dass die Bildungschancen der Kinder steigen.

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