Ziel der Sitzung: Einblick in die globale Natur der Besteuerung und die Art und Weise gewinnen, wie Unternehmen die Unstimmigkeiten und Schlupflöcher dieser Regeln ausnutzen können, um Gewinne in Niedrigsteuerländer zu verlagern und somit noch mehr Gewinn zu machen.
Lernziel: am Ende der Sitzung werden die Lernenden
- Grundkenntnisse über Steuerparadiese haben,
- Grundkenntnisse über falsche Verrechnungspreise haben.
Zeibedarf: 45 Minuten
Gruppenstärke: 24
Materialbedarf:
- Beamer (persönlicher Vortrag),
- Leinwand (persönlicher Vortrag).
Vorgehensweise:
- Erklären Sie die Lernziele der Sitzung.
- Denke, bilde Paare, teile: Bitten Sie die Gruppe, einzeln darüber nachzudenken, was sie unter dem Begriff “Steueroase” verstehen. Bitten Sie sie dann, in Paaren über ihr Verständnis zu diskutieren.
- Leiten Sie eine Diskussion ein und bitten Sie die Gruppe um einige Beiträge, um ein gemeinsames Verständnis für diesen Begriffs zu finden. Ergänzen Sie, wenn nötig.
- Teilen Sie der Gruppe das folgende Zitat von Nicholas Shaxson auf einem vorbereiteten Flip mit: “Um Regeln zu entgehen, die Sie nicht mögen, bringen Sie Ihr Geld woanders hin, ins Ausland, über Grenzen hinweg.”
- Sehen Sie sich mit der Gruppe das Video “Transfer Pricing and Tax Havens” an: https://www.khanacademy.org/economics-finance-domain/core-finance/taxes-topic/corporate-taxation/v/transfer-pricing-and-tax-havens
Vorbereitung im Vorfeld für den Dozenten/die Dozentin:
Der Trainer/die Trainerin sollte in der Lage sein zu erklären, was eine Steueroase ist, und in einfachen Worten darlegen können, wie Unternehmen globale Steuervorschriften ausnutzen, um Profite zu verschieben.
Verrechnungspreise (transfer pricing) ermöglichen es Unternehmen, Gewinne aus Hochsteuerländern in Niedrigsteuerländer zu verlagern. Ein Unternehmen handelt also mit verschiedenen Tochtergesellschaften und nicht mit externen Unternehmen. Diese künstliche Verlagerung führt bei multinationalen Konzernen, die bis zu 80 % des Welthandels abwickeln, zu niedrigeren Steuern.
Diese Verrechnungspreispolitik führte zu einer Untersuchung des US-Senats gegen Apple Inc. Der Senat stellte fest, dass eine Apple-Einheit in Irland von 2009 bis 2012 weltweit Einnahmen in Höhe von 74 Milliarden US-Dollar erzielte, auf die Apple weniger als 2 % Steuern an Irland zahlte. Eine andere Einheit erhielt 30 Milliarden Dollar und zahlte nichts. Die Europäische Kommission hat festgestellt, dass Irland Apple unzulässige Steuervorteile gewährt hat und 13 Milliarden Euro an nicht gezahlten Steuern zurückfordern muss.
Irland hat dagegen Berufung eingelegt und den Fall gewonnen.
Multinationale Unternehmen können die Verrechnungspreise für Transaktionen zwischen diesen Tochtergesellschaften manipulieren, um Profite aus Hochsteuerländern in Niedrigsteuerländer zu verlagern. So kann beispielsweise eine Tochtergesellschaft eines Unternehmens ein Patent in einem Niedrigsteuerland besitzen und von Tochtergesellschaften in Hochsteuerländern exorbitante Lizenzgebühren verlangen, um so die Gewinne im Niedrigsteuerland zu maximieren. Theoretisch sollen die Verrechnungspreise die Marktpreise widerspiegeln, die bei Transaktionen zwischen zwei unabhängigen Parteien gelten würden. Solche Preise lassen sich jedoch oft nicht ohne weiteres ermitteln: Versuchen Sie einmal, ein einzigartiges Widget für ein Düsentriebwerk zu bewerten, das nicht auf dem freien Markt verkauft wird, oder ein Arzneimittelpatent. In der Praxis entspricht der Wert oft dem, was die Finanzbuchhalter des Unternehmens sagen.
